Härtesten Boulder

Bouldern ist in der heutigen Kletterwelt allgegenwärtig, aber das war nicht immer der Fall. Es war lange Zeit eine Beschäftigung zweiter Klasse, die nur als Training für die goldene Disziplin des Seil-Kletterns von Routen angesehen wurde. Es begann ursprünglich im Freien, bevor in den eigenen Garagen auf Holzstrukturen etwas Ähnliches wie Bouldern praktiziert wurde, was erst später zur modernen Kletterhalle führte.

DefinitionZurück zum Inhaltsverzeichnis

Die Definition von Bouldern ist recht einfach: Klettern einer relativ kurzen Route, ohne Seil oder anderen Sicherungsmitteln ausser Bouldermatten (Crash-Pads) und andere Boulderer, die bereit sind, dich zu spotten. Das lässt immer noch eine offene Grauzone für die unerschrockensten der Szene, die sich auf Boulder fokussieren, die hoch genug sind, um die meisten zu entmutigen. Diese werden Highballs genannt. Was unterscheidet dann eine Highball-Begehung von einer freien Solo-Begehung einer Route? Nicht viel, ausser vielleicht die Größe des Chalkbags. Beide sind ähnlich beeindruckend, genau wie die Folgen eines möglichen Sturzes, unabhängig davon, ob die Landung auf einem Stapel Matten erfolgt oder nicht.

GeschichteZurück zum Inhaltsverzeichnis

Bouldern wurde hauptsächlich in Frankreich und den USA etabliert: Einige frühe Aufzeichnungen aus dem Jahr 1874 beschreiben bereits das Klettern auf dem Sandstein des Waldes von Fontainebleau. Aber die Aktivität hatte keinen spezifischen Namen und wurde bis wesentlich später als sehr marginal betrachtet.

Oscar Eckenstein (9. September 1859 - 8. April 1921) war ein früher Befürworter der Aktivität im Lake District von England und setzte sich für „Rock Balance“ ein. Sein Kletterstil galt als „geschmeidig“ und er ermutigte die Menschen, kleine Boulder auf möglichst viele Arten zu besteigen, eine Seltsamkeit zu einer Zeit, als Bergsteigen die Königsdisziplin war, und Gipfel das Ziel. Er perfektionierte auch die Steigeisen und verkürzte den unhandlichen Zweihand-Eispickel auf seine aktuelle Größe.

Ab 1910 begannen Jacques Wehrlin und seine Groupe Rochassier regelmäßig in Fontainebleau zu klettern, und Jacques de Lépiney etablierte den ersten Boulder im 4. Schwierigkeitsgrad: La Prestat. Es war der Beginn eines Gebiets, das heute weltweit für seine Boulder bekannt ist.

Ab 1930 bildeten Pierre Allain und seine Gruppe von „Bleausards“ eine neue reguläre Gruppe in Fontainebleau. Er hat zwar nicht den ersten Kletterschuh mit Gummisohle erfunden, aber seine weichen Schuhe waren die ersten, die populär wurden und bereits eine relativ ähnliche Form hatten, wie wir sie heute alle für jede Art von Klettern (außer auf Eis) verwenden und ermöglichten den Durchbruch des 5. Schwierigkeitsgrades mit L’Angle Allain. Die besser haftende Gummiversion der Schuhe wird erst in den 70er Jahren aus Spanien kommen.

In 1946 wurde die erste 6A etabliert, La Marie Rose. Fred Bernik gestaltete 1947 die ersten formellen Boulder-Circuits in Fontainebleau, auch wenn dies immer noch als Training für diejenigen galt, die keinen Zugang zum richtigen Bergsteigen oder Seilklettern hatten.

In den 1950er Jahren widmete sich John Gill, bekannt als der Vater des modernen Boulderns, dem Bouldern in den USA. Ursprünglich ein Turner, führte er Kreide (Chalk) in die Kletterwelt ein, um die Hände des Kletterers trocken zu halten. Er legte auch Wert auf dynamische Bewegungen, im Gegensatz zum traditionellen Klettern für Bergsteigerzwecke, das als Erweiterung des Wanderns geboren wurde. 1969 veröffentlichte er einen Artikel, um das Bouldern selbst zu legitimieren.

Der Sport erlebte seinen ersten Durchbruch in den späten 1980er Jahren in den Hueco Tanks in Texas, und 1991 veröffentlichte John "Vermin" Sherman die "Hueco Tanks Kletter- und Boulderführer“. Der Herausgeber, George Meyers von Chockstone Press, lehnte es ab, den Führer zu veröffentlichen, es sei denn, die Probleme wurden bewertet. Dies liess John die neue, nach oben offene V-scale entwickeln, V steht für seinen Spitznamen Vermin.

Zusammen mit dem älteren Fontainebleau-System ist dies heute noch eines der beiden am häufigsten verwendeten Bewertungssysteme für Boulder. Es kann kein genaues Datum für die Erstellung der Fontainebleau-Skala ermittelt werden, es wurde aber „Jahrzehnte“ vor der V-Skala etabliert.

In den 1980er Jahren hatten sich selbstgemachte Bouldermatten langsam als Sicherheitsgerät zum Bouldern herauskristallisiert, aber man musste bis 1993 warten, bis Shermann die ersten im Handel erhältlichen Matten verkaufte. Sie wurden nach Sketchy Tom, einem Kletterer, der dafür berüchtigt war, immer am Rande des Sturzes zu klettern, als sketchpad bezeichnet.

In den 1990er Jahren wurde Bouldern immer beliebter. Doch erst mit dem ersten internationalen Boulderwettbewerb im Jahr 1998, der Top Rock Challenge in Val d'Isère (gewonnen von François Petit und Liv Sansoz, beide aus Frankreich) hat das Bouldern seinen Platz als eigenständige Disziplin in der Kletterwelt gefunden.

Einige der bemerkenswertesten historischen Erstbegehungen beim Bouldern sind im Folgenden, sortiert nach Geschlecht und Schwierigkeitsgrad, aufgelistet:

Bouldern MännerZurück zum Inhaltsverzeichnis

• V2-V3 1934 L’Angle Allain – Fontainebleau, Pierre Allain
• V4/5 1961 The Thimble 37 Fuss (11 Meter), John Gill, ohne vorher im Top-Rope zu üben.
• V8 1978 Midnight Lightning – Camp 4 (Yosemite National Park, USA) – Ron Kauk
• V14 Januar 1996, Radja, im Wallis (Schweiz), Fred Nicole
• V15 Oktober 2000, DreamTime, Fred Nicole
• V15 April 2002 Gossip, in Deutschland, Markus Bock
• V15/V16 November 2003, Byaku-dou (The Road to Heaven), Japan, Dai Koyamada
• V15/V16 Dezember 2008, Gioia, Christian Core. Eröffnet als V15, danach eine Kontroverse ob V16 oder V15
• V16 Oktober 2010, Hypnotized Minds, Colorado’s Rocky Mountain National Park, Daniel Woods
• V16 November 2011, Terranova, Holstjn, Tschechien, Adam Ondra
• V16 Creature from the Black Lagoon, Colorado, Daniel Woods
• V16 The Story of Two Worlds low start, Japan, Dai Koyamada
• V16/V17 Dezember 2018, No Kapote Only - Fontainebleau (FR) Charles Albert, barefoot.
• V17 Oktober 2016, Burden of Dreams, Nalle Hukkataival, nach geschätzten 4000 Versuchen

Bouldern FrauenZurück zum Inhaltsverzeichnis

• V8 Midnight Lightning – Camp 4 (Yosemite National Park, USA) First female ascent by Lynn Hill, 1998.
• V12/V13 Mai 2008, Pura Vida, Magic Wood, Barbara Zangerl
• V13 August 2010, Automator, Angie Payne. Erste Frau die einen bestätigten V13 klettert.
• V14 Oktober 2012, Catharsis, Tomoko Ogawa, Japan
• V14 2014 Golden Shadow - Rocklands (ZAF) durch die 12 Jahre alte Ashima Shiraishi
• V14/V15 2015 Phenomena, Hinokage (JPN) Japan 1durch die 13 Jahre alte Ashima Shiraishi. Von da an als V14 bewertet.
• V15 März 2016, Horizon, Japan, durch die 14 Jahre alte Ashima Shiraishi
• V15 Mai 2018 Kryptos, Basler Jura (CH) Katrin “Kaddi” Lehmann. Zweite Frau die diese Schwierigkeit klettert.
• V15/V16 November 2003, Byaku-dou (The Road to Heaven), Japan, Mishka Ishi, 13 Jahre alt

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